Veles und die slawische Mythologie: Schlangengott der Schatten, der Musik und der Wiederkehr
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- 17. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Einleitung: Das Flüstern des Veles
In der slawischen Mythologie kommt nicht jede Macht mit Donner. Manche kriecht durch die Wurzeln, fließt in den Flüssen und wartet in der Stille der Unterwelt. Dies ist das Reich von Veles (auch Weles oder Volos genannt), dem Gott der Erde, des Viehs, der Poesie, der Zauberei und der Toten.
Er ist ein Gestaltwandler, oft Schlange oder Drache, manchmal Bär oder Wolf. Ein Trickster und Beschützer, Rivale und Wächter. Während Perun, der Donnergott, seine Blitze aus dem Himmel schleudert, bewegt sich Veles darunter, stiehlt Vieh, wirkt Zauber und kehrt nach jeder Niederlage zurück.
Für Veles Streetwear ist sein Name mehr als Schmuck. Er ist ein Symbol für Zyklen und Rebellion, ein Gott, der sich weigert zu verschwinden. Er schreit nicht. Er flüstert – und er kehrt immer zurück.
Veles in der slawischen Mythologie
Namen und Aspekte
Veles erscheint unter vielen Namen. Weles in Polen, Volos in Russland, Veles in der Ukraine und auf dem Balkan. Seine Aufgaben sind widersprüchlich und weit gefasst:
Gott der Unterwelt und der Toten
Beschützer von Vieh und Herden
Patron von Handel, Reichtum und Dichtung
Meister der Zauberei, des Gestaltwandels und des geheimen Wissens
Diese Mischung macht ihn zu einer der komplexesten Gestalten des slawischen Pantheons. Anders als Perun, der fest im Himmel thront, wechselt Veles seine Form. Er schlüpft zwischen Gestalten wie die Schlange, die er so oft verkörpert.
Aus dem Buch: Feste und Zyklen
Laut Introduction to Slavic Mythology: History, Deities, Festivals, and Related Mythologies ist die Rolle von Veles eng mit den Jahresfesten verbunden. Im Winter, wenn das Land gefroren ist, erhebt er sich aus den Wurzeln als Hüter des Viehs und der Unterwelt. Im Frühling fordert ihn Perun, der Donnergott, heraus. Ihr kosmischer Kampf spiegelt das Auftauen der Erde und den Zusammenstoß von Himmel und Boden.
Feste wie Koliada zur Wintersonnenwende und Kupala Nacht zur Sommersonnenwende bewahren Spuren dieser Zyklen. Lieder, die bei diesen Feiern gesungen werden, erwähnen Vieh, Flüsse und Schlangen, Echos von Veles unter den christlichen Schichten.

Die ewige Rivalität: Veles und Perun
Im Zentrum der slawischen Mythologie steht der Kampf zwischen Himmel und Erde.
Perun, bärtig und mit Axt oder Hammer bewaffnet, herrscht aus den Himmeln. Veles, die Schlangengestalt der Unterwelt, fordert ihn heraus. Die Mythen erzählen, dass Veles Peruns Vieh stiehlt, ein Symbol für Reichtum, Leben und Wohlstand. Perun schleudert seine Blitze, jagt Veles über Wälder, Flüsse und Steine. Veles wechselt die Gestalt, um zu entkommen. Schließlich trifft ihn der Schlag.
Doch Veles stirbt nie endgültig. Mit dem Kreislauf der Jahreszeiten kehrt er zurück.
Dieser Kampf ist mehr als Erzählung. Er ist das Bild des Rhythmus der Natur. Donnerstürme brechen die Dürre, Regen nährt den Boden, Ernten nähren die Herden. Veles ist Zerstörung und Wiedergeburt, die Unterwelt, die den Himmel herausfordert.
Ein nachgebildetes Volkslied sagt:
“Perun thunders in the heavens, Veles slithers through the earth. Sky splits, waters tremble, But always the serpent returns.”

Das slawische Pantheon um Veles
Die slawische Mythologie war nie starr. Sie veränderte sich von Region zu Region, vermischte lokale Götter mit indoeuropäischen Motiven.
Perun: Donnergott, vergleichbar mit Thor oder Zeus.
Svetovit: vierköpfiger Gott des Krieges, der Weissagung und des Überflusses, verehrt von den slawischen Stämmen an der Ostseeinsel Arkona. Chronisten berichten von seinem weißen Pferd und einem großen Tempel.
Mokosh: Erdmutter, verbunden mit Fruchtbarkeit, Weberei und Schicksal.
Devana: wilde Göttin der Jagd, der Wälder und der ungezähmten Natur..
Morana: Göttin des Todes, des Winters und der Finsternis, im Frühling in Ritualen verbrannt oder ins Wasser geworfen.
Doch Veles bleibt einzigartig. Er ist der ewige Rivale des Himmels, der aus der Tiefe zurückkehrt, Trickster und Wächter zugleich.
Veles in Volksglauben und Christentum
Mit der Christianisierung verwandelte sich Veles. In orthodoxer Tradition überlebte er als heiliger Beschützer von Vieh und Musikern. In Volkserzählungen wurde er zum listigen Gestaltwandler, manchmal sogar zum Teufel.
Dennoch blieb seine alte Rolle bestehen. Bauern riefen ihn zum Schutz ihrer Herden an. Dichter baten ihn um Inspiration. Lieder und Sprüche hielten ihn lebendig, irgendwo zwischen Heiligem und Dämon.
Das Buch des Veles: Mythos und Fälschung
Eines der umstrittensten Werke, die mit Veles verbunden sind, ist das sogenannte Buch des Veles. Angeblich eine alte slawische Schrift, tauchte es im 20. Jahrhundert durch den Schriftsteller Yuri Mirolyubov auf. In den 1950er Jahren veröffentlichte Sergei Lesnoy Teile davon. Es sollte die vorchristliche Geschichte und Religion der Slawen darstellen.
Doch die Wissenschaft hat gezeigt, dass es eine moderne Fälschung ist. Die Sprache ist künstlich, die Inhalte unvereinbar mit echtem Altslawisch. Historiker und Linguisten sind sich einig: nicht alt, sondern neu erfunden.
Trotzdem hatte das Buch des Veles Wirkung. Es inspirierte neopagane Bewegungen, Kunst und Diskussionen über slawische Identität. Auch als Fälschung gehört es zum lebendigen Mythos von Veles, Beweis für die Sehnsucht nach Wurzeln.
Veles in Kunst und moderner Symbolik
Alex Kujawa: Slavic Beings of Myth and Magic
Die Illustratorin Alex Kujawa hat die slawischen Geister und Götter in Bildern wiederbelebt. Ihr Werk Slavic Beings of Myth and Magic zeigt Veles als Wesen der Dualität. Schlangenwindungen, menschliche Augen voller Weisheit, Wälder und Flüsse als Hintergrund. Ein moderner Brückenschlag zu Mythen, die einst nur mündlich überliefert wurden.
Statuen in Kiew und rekonstruierte Idole
In Kiew habe ich zwei Dinge fotografiert, eine moderne Gemeinschaftsstatue des Perun und eine Kopie des „Збручанський ідол“ (Zbrucz-Idol). Das ursprüngliche Zbrucz-Idol ist eine mittelalterliche vierseitige Steinsäule, die im Fluss Zbrucz gefunden wurde und heute in Krakau aufbewahrt wird. Gelehrte deuten seine Ebenen auf unterschiedliche Weise. Eine verbreitete Interpretation, nach Boris Rybakov, sieht in der obersten Ebene vier Hauptgottheiten unter einer gemeinsamen Kappe: Lada, Mokosh, Perun und Dazhbog. Die mittlere Ebene zeigt menschliche Figuren in einem Reigentanz, und die unterste Ebene einen knienden Träger, der oft als Veles identifiziert wird. Das Kiewer Stück ist eine Replik, kein Original, doch zusammen mit dem modernen Perun zeigt es, wie diese Bilder von Perun und Veles das lokale Gedächtnis und die Erzähltraditionen weiterhin prägen.
Veles in Musik und Metal
Behemoth und die slawischen Götter
Die polnische Band Behemoth begann mit Black Metal, tief verwurzelt in slawischer Bildsprache. Ihr Debüt Sventevith (Storming Near the Baltic) von 1994 bezieht sich auf Svetovit. Das zweite Album Grom von 1996 greift direkt slawische Mythen auf, darunter Perun und Veles, und mischt sie mit Folklore und Chaos.
Diese frühen Werke zeigen, dass die Götter nicht in Tempeln überlebten, sondern in Riffs und Schreien.
Pagan und Folk Metal
Auch andere Bands rufen die slawischen Götter an:
Nokturnal Mortum aus der Ukraine, Black und Folk Metal mit heidnischen Themen.
Arkona aus Russland, die ausdrücklich über Veles, Perun und slawische Riten singen.
Graveland aus Polen, die in späteren Alben heidnische Themen aufgreifen.
Drudkh aus der Ukraine, die slawische Dichtung in dunkle Klangwelten verwandeln.
Im Metal ist Veles nicht nur Name, sondern Atmosphäre. Untergründig, vieldeutig, schlangenhaft.
Veles als Symbol im Streetwear
Kleidung ist mehr als Stoff. Sie ist Symbol und Signal. Veles zu tragen bedeutet, den Mythos in den Alltag zu holen.
Mit Veles Streetwear nutzen wir den Namen nicht als Kostüm, sondern als Zeichen. Unsere Designs schöpfen aus Mythos, Kunst und Subkultur. Keine riesigen Logos, keine lauten Sprüche. Sondern stille Embleme. Keine Parolen, sondern Symbole.
Veles flüstert. Er schützt, er täuscht, er kehrt zurück. Deshalb passt sein Name zu dem, was wir tun.
Fazit: Der Gott, der zurückkehrt
Veles ist die Schlange im Untergrund, der Rivale des Donners, der Patron der Dichter, der Hüter der Herden, der Herr der Schatten. Er wird erschlagen, er kehrt zurück. Er wird verteufelt, er überlebt. Er wird vergessen, er wird neu erschaffen.
In den Mythen kämpft er gegen Perun. In Volksliedern schützt er Herden und Gesänge. Im Buch des Veles wird er neu erfunden. In der Kunst wird er gemalt und gezeichnet. Im Metal brüllt er. In Streetwear flüstert er.
Veles schreit nicht. Er bleibt. Er ist der Gott, der immer wiederkehrt.









































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